HP Indigo Technologie

Das HP Indigo-Druckverfahren wurde ab 1984 unabhängig vom Laserdruckverfahren als eine eigenständige der traditionellen Drucktechnik ebenbürtige Drucktechnologie entwickelt und 1993 im Markt eingeführt. Das primäre Ziel war, die variable digitale Druckbebilderung mit den Vorteilen der Offset-Drucktechnik zu kombinieren. Dies betrifft vor allem Druckqualität, Farbenvielfalt und Bedruckstoffkompatibilität.
Das Druckbild wird direkt aus den digitalen Daten erzeugt. Dafür wird nur eine einzige platzsparende Druckstation benötig, die alle Farben verarbeitet. Dieses Druckwerk besteht in der Hauptsache aus zwei Funktionseinheiten: Einer Belichtungseinheit zur variablen Bebilderung der Druckdaten sowie einem kleinen Offsetdruckwerk mit Gummituchzylinder.

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Das Druckprinzip – die Abbildung zeigt eine schematische Ansicht des Druckwerks – besteht grundsätzlich aus den folgenden Operationen:
  • Ein Laserbelichter schreibt das Druckbild auf den Fotobelichtungszylinder, auf dem zunächst ein elektrostatisches Ladungsbild entsteht.
  • Die elektrisch geladene Flüssigfarbe HP ElectroInk wird dem Fotobelichtungszylinder über die Farbauftragswalzen zugeführt und färbt die belichteten Stellen ein.
  • Das nun sichtbare Druckbild gelangt auf den Gummituchzylinder, wird von diesem vollständig auf den Bedruckstoff, der auf dem Gegendruckzylinder montiert ist, übertragen und trocknet und verfestigt sich sofort. Diese Abläufe wiederholen sich für jede Farbseparation des Druckbildes.
  • Nachdem alle Farben aufgebracht sind, steht der Bogen zum Widerdruck bzw. zur sofortigen Weiterverarbeitung bereit. Da die Drucke sofort trocknen und sich die Bedruckstoffe nicht elektrostatisch aufladen, können sie unverzüglich weiterverarbeitet werden. Es besteht die größtmögliche Kompatibilität mit Standard-Weiterverarbeits- und Veredelungsverfahren.

HP Indigo-Drucksysteme erzeugen also mehrere Farben auf demselben Offset-Zylinder, der Farbe für Farbe nacheinander auf den Bedruckstoff überträgt. Der Zyklus wiederholt sich für jede Farbseparation; der einzige Unterschied zwischen den Zyklen besteht in der Farbe und den Bilddaten für die gedruckte Farbseparation.

Funktionsquerschnitt durch die HP Indigo-Bogendruckmaschine. In dieser Abbildung sind die einzelnen Funktionseinheiten  insbesondere das Kerndruckwerk zu erkennen.
Funktionsquerschnitt durch die HP Indigo-Bogendruckmaschine. In dieser Abbildung sind die einzelnen Funktionseinheiten insbesondere das Kerndruckwerk zu erkennen.

Für Rollendrucksysteme wird ein leicht abgewandeltes Prinzip der Zweitübertragung angewendet, das sogenannte „One-Shot-Verfahren“. Dabei werden erst alle Farbseparationen auf dem Offset-Druckzylinder angesammelt und dann in einem Vorgang gemeinsam auf den Bedruckstoff übertragen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Fähigkeit, bis zu 16 Farbschichten, die im Etiketten- und Flexodruck oft benötigt werden, in einem Drucklauf aufzubringen.


Funktionsquerschnitt der aktuellsten HP Indigo-Druckmaschine für den digitalen Flexo- und Etikettendruck.
Funktionsquerschnitt der aktuellsten HP Indigo-Druckmaschine für den digitalen Flexo- und Etikettendruck.
Rollendrucksysteme sind auch für bestimmte Anwendungen des kommerziellen Druckmarkts, vor allem für den sogenannten industriellen Druck mit Flexo- und Etikettendruckanwendungen, die bessere Wahl. Sie können je nach Anforderung mit den unterschiedlichsten Inline-Finishing-Systemen ausgerüstet werden, um die Erfordernisse der Etikettier- und Verpackungsbranche an Printprodukte so optimal wie möglich zu erfüllen. Die Inline-Finishing-Systeme umfassen das Beschichten, Grundieren, UV- und Flexolackieren, Spotlackieren, Überlaminieren, die Heiß- und Kaltfolieverarbeitung, Semi-Rotationsstanzen, Stanzen, Längsschneiden und noch einige andere Veredelungsvarianten.
Der Offset-Farbtransfer („Thermischer“ Offsetdruck) erlaubt nicht nur das „Look-and-Feel” des Offsets, es ermöglicht auch Hybridproduktionen. Zum Beispiel können Offset-begleitende Andrucke oder Vorabexemplare erzeugt werden.

Flüssigfarbe ElektroInk

Im Gegensatz zur Xerografie benutzt das HP-Druckverfahren die Flüssigfarbe HP ElectroInk, die Farbpigmente aus dem Offsetdruck verwendet, um eine identische Qualität zu erreichen. Diese Pigmente sind 1-2 Mikron groß und können daher wesentlich feinere Details darstellen und dünnere Farbfilme bilden als auf Xerografie basierende Digitaldrucksysteme.
Die Flüssigfarbe nutzt die gleichen Pigmente und ebenso die Partikelgrößen, die auch für herkömmliche Offsetdruckfarben genutzt werden. Daraus entsteht ohne Trocknungszeit und ohne Punktzuwachs auf dem Druckmedium eine dünne und elastische Druckfarbenschicht. Wellungen oder Schrumpfungen des Papiers werden minimiert. Die Vorteile dieses Verfahrens sind sehr scharfe Kanten, feine Ränder und ein klarer Hintergrund. Ebenso sind die Farben satt und brillant. Mittels des Enhanced Productivity Modes EPM wird das Druckbild nur mit den drei primären Druckfarben erstellt. Schwarze Bildkomponenten, Linien und Schriften werden dagegen durch erhöhte Anteile von CMY dargestellt.Dadurch erhöht sich die Produktivität um 33 %.
Mit den Farben Schwarz und Hellschwarz kann auf der HP Indigo 7600 auch zweifarbiger S/W-Druck realisiert werden. Durch den erhöhten Kontrats lassen sich bei Schwarz-Weiß-Drucken somit wesentlich feinere Details und weichere Verläufe realisieren. Für hochwertige S/W-Bildproduktion werden häufig noch CMY-Anteile beigemischt. Der zweifarbige S/W-Druck erhöht die Produktivität. Die Kosten sind niedriger als bei S/W-Druck auf Basis CMYK.
Einzigartig im gesamten Digitaldruck ist die Möglichkeit, zusätzlich zu den vier Primärdruckfarben CMYK Schmuckfarben zu verarbeiten und sogar Wunschfarben zu mischen. Zurzeit stehen mehr als 1100 Farben aus der PANTONE-Palette zur Verfügung.

Farbspektrum und Veredelungspptionen

  • HP IndiChrome-Sechsfarben-Set CMYKOV (plus Orange und Violettblau): Dadurch steht ein größerer Farbraum und eine bessere PANTONE-Simulation sowie Farbreproduktionsmöglichkeiten weit über den CMYK-Bereich hinaus zur Verfügung (PANTONE-zertifiziert).
  • HP IndiChrome-Siebenfarben-Set CMYKOVG (plus Orange, Violettblau und Grün): Für einen noch größeren Farbraum.
  • HP IndiChrome-Schmuckfarben: Aus einem Satz von Basisfarben können Schmuckfarben gemischt werden, die mit mehr als 1100 Farbtönen fast den kompletten PANTONE®-Farbumfang umfassen.
  • Fotodruck (plus Light Magenta and Light Cyan): Durch Hinzufügen von hellen Cyan- und Magenta-Farben zu CMYK können helle Bildpassagen und Verläufe, Haut- und Pastelltöne zarter, feiner, brillanter und plastischer wiedergegeben werden.
  • Spezielle Sicherheitsfarben für industrielle Anwendungen
  • Deckweiß für industrielle und kommerzielle Anwendungen
  • Matte transparente Farbe für Schmucklack-Effekt
  • Reliefdruck (erhabener Druck, raised printing): Mittels transparenter Druckfarbe wird als fünfte Separation ein Muster auf dem Farb- oder S/W-Bild aufgebracht. Die Höhe des Reliefs kann in drei Stufen durch die Anzahl der Farbschichten gewählt werden: 15, 30 oder 50 Farbschichten sind möglich. Diese Option steht bislang nur für die HP Indigo 7600 zur Verfügung.
  • Digitales Wasserzeichen: Analog zum Reliefdruck, mit jedoch nur einer einzigen Farbschicht können digitale Wasserzeichen erzeugt werden. Diese Option steht bislang nur für die HP Indigo 7600 zur Verfügung.
  • Hoch- oder Tiefprägung: Auf einem speziellen Impression Paper des Gegendruckzylinders wird mit gelber Druckfarbe in 250 Schichten eine Prägeform erstellt. Danach werden die vorgedruckten Bögen erneut durch das Druckwerk geleitet, dabei entsteht die Prägung. Diese Option steht bislang nur für die HP Indigo 7600 zur Verfügung.


Die Entwicklung der Farb- und Veredelungsfunktionen bei HP Indigo seit 1993
Die Entwicklung der Farb- und Veredelungsfunktionen bei HP Indigo seit 1993