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Interview: Veredelung im Kontext zu der direkten Kundenansprache

Interview: Veredelung im Kontext zu der direkten Kundenansprache

Interview mit Rüdiger Frankenberger, Marketingleiter, msp druck und medien gmbh

Herkunft: Print Digital
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Das Thema Veredelung wurde lange Zeit kaum mit dem Digitaldruck in Verbindung gebracht. Was sind die Hintergründe?

Veredelung im Digitaldruck war lange Zeit technisch begrenzt. Das ist heute anders. Sie können Sicherheitsmerkmale verwenden, Lacke, Effekte, verschiedenste Substrate und vieles mehr. Die technologische Entwicklung bietet kontinuierlich eine wachsende Anzahl an Veredelungs- und Verarbeitungsoptionen. Da sind mittlerweile so gut wie keine Grenzen mehr gesetzt. Manchmal ist eine Veredelung einfach nicht angemessen. Dann steht der Nutzen und Mehrwert zu hohem Aufwand und zu hohen Kosten gegenüber. Das gilt es, abzuwägen und ins richtige Verhältnis zu setzen.

Es gilt also herauszufinden, auf welche Weise Veredelung passt?

Das ist richtig. Ähnlich wie beim Offsetverfahren müssen bestimmte Kriterien und Wirkweisen berücksichtigt werden, die ein Druckerzeugnis erreichen soll. Wenn ich eine bestimmte Botschaft, ein gewisses Image transportieren muss, dann ist die richtige Veredelung sicherlich ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation.

Inwieweit bietet Digitaldruck überhaupt die Möglichkeit der Veredelung. Schließlich war diese lange Zeit ein eher vernachlässigter Aspekt?

Im Bereich der Offlineveredelung ist wie bei jedem anderen Druckverfahren das Portfolio an möglichen Veredelungen breit gefächert. Wenn man bei der Konzeption weiß, was man bewirken möchte, kann man unzählige Effekte nutzen: Prägungen, Heißfolien, Stanzungen, Gold- oder Silberfolie, verschiedenste Lacke und die Kombination aus fast all diesen Dingen.

Müssen speziell für den Digitaldruck diesbezüglich bestimmte Anforderungen berücksichtigt werden?

Es sind allerdings ein paar Details zu berücksichtigen, wenn man bestimmte Farben oder Formen anlegt. Je nachdem, was für ein Material genutzt wird und wie dieses verarbeitet werden muss, gibt es bestimmte Anforderungen an das Layout. Wird ein hochvolumiger Karton in der vollen Fläche bedruckt und anschließend gefalzt, kann man unter Umständen eine unerwünschte Bruchstelle sehen. Wird das entsprechend im Design berücksichtigt, kann das einfach vermieden werden. Aber im Prinzip besteht da kein wesentlicher Unterschied zwischen Digitaldruck und anderen Druckverfahren wie beispielsweise dem Offset. Die Anforderungen sind wenn nicht gleich, dann doch zumindest sehr ähnlich.

Welche Varianten der Inlineveredelung gibt es eigentlich für den Digitaldruck?

Man kann beispielsweise Glossen, was weitestgehend dem Lackieren entspricht. Oder mit Dimensional Ink haptische 3D-Effekte erzielen. Es gibt viele Optionen. Der Gloss beispielsweise wird als ‚fünfter Toner‘ inline aufgetragen. Durch anschließendes Erhitzen entsteht dann als Effekt ein hoher Glanz, welcher dem UV-Glanz ähnelt. Daneben gibt es auch mattere Alternativen. Im Vergleich zu vielen Lacken aus dem Offsetbereich hat das Glossing eine weniger hohe Beständigkeit, bietet aber dennoch einen gewissen Schutz gegenüber äußeren Einflüssen wie etwa Kratzern.

Welche Möglichkeiten bietet die Veredelung ganz konkret in Verbindung mit Individualisierung?

Im Prinzip wird dadurch zunächst die Wirksamkeit eines Mailings gesteigert. Das gilt allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sowohl die Veredelung als auch die Individualisierung zum Inhalt und zur Botschaft des Rezipienten passen. Werden Veredelung und Individualisierung darüber hinaus auch noch gezielt aufeinander abgestimmt, dann kann man die Wirksamkeit der Kommunikation sogar noch weiter erhöhen. Und technisch gesehen stellt das überhaupt kein Problem dar. Was bedruckt wird, ob gleiche oder unterschiedliche Texte oder Bilder, ist sowohl der Digitaldruckmaschine als auch dem Glosser ziemlich gleichgültig.

Welche Vorteile bietet Dimensional Ink für die Kommunikation?

Mit dem Dimensional Ink-Verfahren lässt sich hervorragend die Struktur bestimmter Oberflächen simulieren. So lässt sich beispielsweise für einen Kunden, der im Segment der Bodenbeläge tätig ist, über Farbe und Struktur einen Ausschnitt eines Holzbodens in ein Mailing oder eine Broschüre integrieren, so dass dieser regelrecht erfühlbar ist.
Geht man noch einen Schritt weiter, kann man Unterschiede zwischen verschiedenen Materialien erlebbar machen. Um beim Beispiel der Bodenbeläge zu bleiben, könnte man im gleichen Mailing den Holzboden in Kontrast zu einem weichen Teppich setzen. Das würde auch mit Textilien und Tapeten funktionieren.
Sie sehen, der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. So ließe sich auch ein Druckerzeugnis in Form eines überdimensionierten Dackels kreieren, bei dem nicht nur das Fell eines Hundes nachempfunden wird, sondern auch die Haut ganz anderer Tiere, beispielsweise eines Reptils.

In welcher Weise schaffen Sie somit einen Mehrwert für die Kunden, die diese Botschaft nachher in Händen halten?

Der Mehrwert liegt in der gezielten Ansprache der menschlichen Sinne, die wir spürbar und erlebbar machen wollen. Die Kunden profitieren in erster Linie von einer ganz außergewöhnlichen Haptik, die Neugierde weckt und letztendlich dazu verlockt, Dinge zu berühren, zu ertasten. Somit werden über die verschiedenen taktilen Reize ausdrücklich mehr Sinne angesprochen als mit ‚üblichen‘ Drucksachen. Ein ganz reeller Nutzen stellt dagegen vor allem die Tatsache dar, dass Produkte greifbarer, konkreter werden.

Wo liegen die Grenzen eines solchen Druckverfahrens?
Was lässt sich nicht mehr nachempfinden?

Die NexPress erlaubt es, sehr individuell und flexibel auf Kundenprodukte eingehen zu können. Aufgrund des sehr offenen Systems kann tatsächlich fast jede Oberfläche nachempfunden werden. Natürlich gibt es Grenzen. Bei einem stark strukturierten Papier zum Beispiel wird der Dimensional Ink-Effekt wahrscheinlich nicht so deutlich hervorstechen, weil zu viel Toner in die Struktur des Papiers übergeht. Deshalb nimmt man eher glatte, gestrichene, vielleicht auch glänzende Materialien. Und dazu kommt, dass auch nicht alles Sinn ergibt. Wir haben schon sehr viel mit Dimensional Ink experimentiert und manche Dinge gefunden, die nicht so gut wirken. Insbesondere gilt das, wenn man zwar die Struktur nachempfinden kann, aber das Material einfach nicht die gleiche Beschaffenheit hat. Es ist zum Beispiel schwierig, eine samtähnliche Oberfläche wirkungsvoll zur Geltung zu bringen.

Müssen die kreativen Köpfe in den Agenturen oder auch in den Unternehmen selbst bestimmte Dinge beachten, wenn Sie zum Beispiel den Mehrwert des Dimensional Printings nutzen möchten?

Es ist sehr wichtig, dass sich der Kreative mit dem Dienstleister vorab zusammensetzt oder zumindest abstimmt. Zum einen gibt es natürlich je nach Anwendung und je nach gewünschtem Effekt sehr spezifische Anforderungen. Zum anderen und wesentlich wichtiger ist es, dass ein bestimmter Effekt in der Idee zwar gut aussieht, in Zusammenspiel mit den Druckmedien, den Farben und letztendlich auch den gewünschten Inhalten aber wirkungslos verpufft. Deshalb empfehlen wir, dass Kreative mit ihren Ideen frühzeitig zu uns kommen, sodass wir zu den technischen Möglichkeiten beraten können. Daraus entstehen dann oft auch ganz neue Ideen, die dann wirklich sehr gut funktionieren.