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NACHHALTIGKEIT - 29.08.2019, 08:00 Uhr

Öko-Wende für Deutschlands Wald

WWF zum Wald-Verbändegespräch: Aufforstungen nach Schema F sind zum Scheitern verurteilt

Für den morgigen Donnerstag hat Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner zum Wald-Verbändegespräch geladen, an dem unter anderem Vertreter des Naturschutzes, der Waldbesitzer, der Forstwirtschaft, der Holzverarbeitung sowie des Städte- und Gemeindebundes teilnehmen. Dr. Susanne Winter, die als Programmleiterin Wald für den WWF Deutschland vor Ort ist, kommentiert:

„Frau Klöckner zeigt sich gewillt, Deutschlands Wälder aufzuforsten. Was nach gesundem Menschenverstand klingt, ist zum Scheitern verurteilt, wenn das wahre Problem hinter der Waldmisere unangetastet bleibt. Die katastrophale Lage ist menschengemacht. Jahrzehntelang orientierte sich die Forstwirtschaft einseitig an den Bedürfnissen der schnellen Holzproduktion, während die ökologische Funktion des Waldes aus dem Blick geriet. Die so entstandenen großen Nadelbaumwälder sind besonders anfällig für die Folgen der Klimakrise und heizen diese zusätzlich an. Gleichzeitig bieten sie Stürmen und Schädlingen leichtes Spiel und brennen wie Zunder. Deutschlands Wald braucht die ökologische Wende.

Wer den deutschen Wald auf Dauer retten will, darf die alten Fehler nicht wiederholen. Jedes noch so gut gemeinte Aufforstungsprogramm, das den Status quo erhält, ist Kosmetik, bringt dem Wald aber keine Heilung. Vielmehr müssen wir durch die Förderung von vielfältigen Laubmischwäldern, wie sie ursprünglich natürlicherweise in Deutschland vorkommen, dem Klimawandel etwas entgegensetzen. Laubbäume erhöhen den Grundwasserspiegel, sorgen für ein kühleres Waldklima und beugen so Bränden vor. Gleichzeitig sind sie meist besser gegen Stürme gewappnet und weniger anfällig für Insektenfraß.

Seit Jahrzehnten dominiert eine Praxis in den Forsten, die den immer mehr Dürre und Trockenheit ausgesetzten Wäldern auch noch unnötig Grundwasser und Feuchte raubt. Entwässerungsgräben führen Regenwasser ab und trocknen die Böden aus. Zum Abfahren des Holzes entstehen immer breitere Windschneisen, die die Waldluft im Inneren buchstäblich trocken legen. Die Praxis, Totholz zu entfernen, wirkt sich ebenfalls negativ aus. Totholz bindet Kohlenstoff und mildert lokale Klimaextreme ab.

Frau Klöckner muss mit einer ökologischen Überarbeitung des bestehenden Waldgesetzes die Förderung eines stabilen Wasserhaushaltes im Wald zur Pflicht machen. Und wenn sie akut Waldeigentümern finanzielle Hilfe in Aussicht stellt, muss sie diese an entsprechende Maßnahmen koppeln: Gräben sind aufzufüllen und Schneisen zurückzubauen, heimische Laubbaumarten gehören maßgeblich in die Wiederaufforstung. Nur so können wir Deutschlands Wälder für die Erderhitzung wappnen.“

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